Kork, Synthetik oder Glas - welche Weinverschlüsse gibt es?

Die Zeiten von Einheitskork sind schon lang vorbei. Mittlerweile gibt es immer mehr verschiedene Verschlussarten für Weine. Dennoch gilt Kork immer noch als der eigentlich beste Verschluss für Wein. Tradition verpflichtet. Stimmt das denn noch? Oder gibt es sogar bessere Alternativen?

 

 

 

Naturkork: der beste Weinverschluss schlechthin?

 

 

An der Tatsache, dass Naturkork an sich der optimale Verschluss für Weinflaschen ist, lässt sich schwer rütteln. Denn fast 90 Prozent des Korks sind luftgefüllte Einschlüsse. Da man Luft gut zusammen drücken kann, lassen sich Korken einfach in die Flasche befördern, dehnen sich aber im Flaschenhals wieder aus und dichten daher super ab. Nichtsdestotrotz verschließen Korken eben nicht komplett und ermöglichen so einen Austausch mit der Umgebungsluft. Dies kommt dem Alterungsprozess entgegen, da reduktive Töne abgemildert werden. Und genau in diesem Punkt liegt der große Vorteil von Kork gegenüber all den anderen Alternativen. Andererseits hat Kork nun mal den großen Nachteil, einen deutlichen Eigengeruch zu verbreiten, der im schlimmsten Fall zu Korkgeschmack im Wein selbst führen kann.

Wie kommt das? Nachdem die Korkrinde vom Baum geschält wurde kann Feuchtigkeit dafür sorgen, dass der Kork zu schimmeln anfängt. Ein Abbauprodukt dieses Schimmels ist der chemische Stoff TCA (2,4,6-Trichloranisol). Doch nicht nur Schimmel führt zu TCA, auch der Kontakt mit Chlor kann zu korkigen Tönen führen. Dies kann zum Beispiel durch zu chlorhaltiges Wasser bei der Reinigung der Korken entstehen.

 

Den Naturkorken findet man zum Beispiel bei folgenden Wein: MARTO - WEISS 2019

 

 

 

Weinfehler durch Kork machen schlechte Laune

 

Noch vor rund 20 Jahren hatten bis zu 30 Prozent aller produzierten Korken eine TCA-Infektion, die unbewusst in Weinflaschen in aller Welt landete. Trotz bester Qualität und Analysemethoden lässt sich ein fehlerhafter Korken bis heute nicht hundertprozentig ausschließen. Für Weine, die gute Lagerfähigkeit und Entwicklungspotential haben ist ein Naturkork-Verschluss immer noch erste Wahl. Aber dies gilt ohnehin nur für einen ganz geringen Anteil aller Weine. Und für die breite Masse an Weinen, die sowieso zum baldigen Verzehr gedacht sind, bieten sich auch Alternativen an.

 

 

 

Sind Schraubverschlüsse nur was für Billig-Weine?

 

 

Leider haftet dem Schraubverschluss noch immer ein Billig-Image an, das nur schwer aufzulösen ist. Vor allem in traditionsreichen Weinländern wie Frankreich, Spanien, Portugal und Italien haben es Schraubverschlüsse schwer für gute Weine ernst genommen zu werden. Früher wurden ja auch tatsächlich eher billige Weine mit Schraubverschlüssen abgefertigt. Es gibt diese Art von Verschluss seit den 1970ern. Aber heutzutage sind keinerlei Schlüsse mehr vom Weinverschluss auf die Weinqualität zu ziehen. Nichtsdestotrotz ist es nicht von der Hand zu weisen, dass mit dem Herausziehen eines Korkens auch einiges an Ritual und Passion mitschwingt. Das Reindrehen des Schraubenziehers, das Herausziehen des Korkens, das Riechen am Korken, all das ist eine über Jahrzehnte gelernte Tradition des Weingenießens, gegen die nur schwer anzugehen ist. Und dennoch, in zunehmend mehr Ländern, wie z.B. Neuseeland und Australien sind Schraubverschlüsse mittlerweile selbst bei hochwertigen Weinen zu finden. Denn einer der großen Vorteile ist, dass Korkfehler beim Schraubverschluss von Natur aus ausgeschlossen sind. Weine mit Schraubverschluss sind zudem sehr einfach und ohne Hilfsmittel zu öffnen und wieder zu verschließen. Negativ wirkt sich jedoch der fehlende Sauerstoffkontakt aus. Daher können bei längerer Lagerung zum Teil reduktive Töne im Wein auftreten.

 

Einen Wein mit Schraubverschluss finden Sie hier: KLOSTER AM SPITZ - GRÜNER VELTLINER 2019

 

 

 

Klein geschredderter Naturkork: Presskorken

 

 

Ein Kompromiss aus Schraubverschluss und Naturkorken sind preisgünstige Presskorken. Sie werden aus Korkgranulat hergestellt und mit Hilfe spezieller Bindemittel in Form gepresst. Daher ähneln sie Naturkork, sind aber günstiger in der Herstellung. Allerdings bestehen sie nun mal auch aus Korkstücken und sind deshalb ebenso gefährdet, Fehler im Wein zu verursachen. Nicht nur TCA ist ein Problem, sondern auch die Bindemittel können sich unter Umständen negativ auf den Weingenuss auswirken.

 

 

 

Synthetikkorken: Täuschend echter Korklook?

 

 

Kommen wir zu den Synthetikkorken, die in den meisten Fällen aus lebensmittelechtem Kunststoff hergestellt werden. Eine Variante, die zuweilen immer häufiger vorkommt, ist so genannter Bio-Kork, beispielsweise bestehend aus dem aus Zuckerrohr-Ethanol gewonnenem Polyethylen. Synthetikkorken entsprechen in der Handhabung und Optik weitestgehend Naturkork. Und auch sie machen einen geringen Sauerstoffaustausch möglich. Für längere Lagerung sind sie allerdings nicht unumwunden zu empfehlen, da sie zum einen Fremdaromen an den Wein abgeben können und zum anderen auch zu chemischen Reaktionen führen können.

 

Der folgende Wein von uns hat zum Beispiel einen Kunstkorken:  PREISINGER - ZWEIGELT KIESELSTEIN 2019

 

 

 

Glaskorken: schöne Ästhetik hat seinen Preis

 

 

Von all dem unbelastet sind Glaskorken, die auch in Deutschland gerne verwendet werden. Ohne Kunststoff kommen sie zwar nicht aus - ein Plastikring am Übergang von Glaskorken zur Glasflasche hält den Wein dicht. Aber sie sind geruchs- und geschmacksneutral. Dadurch, dass sie den Wein komplett verschließen, wird eine Oxidation gänzlich verhindert. Durch den fehlenden Sauerstoffkontakt können jedoch unter Umständen reduktive Töne auftreten. Nicht unwichtig ist zudem, dass durch die hohe Empfindlichkeit des Glases hohe Kosten entstehen. Die Glaskorken müssen manuell in die Flasche gebracht werden, das macht sie teuer. Außerdem können sie leider auch nicht erneut verwendet werden, da die nochmalige Anbringung des Kunststoffrings aufwendig und die Gefahr, damit das Glas zu zerstören zu hoch ist. Am Ende werden deshalb lieber gleich neue Glaskorken hergestellt, als alte wieder zu verwenden.

 

 

Gar nicht so leicht also, den wenig nachhaltigen Naturkorken zu ersetzen, ohne seine nützlichen Eigenschaften einzubüßen. Die Fülle der verschiedenen Alternativen zeigt jedoch, wie viele Ideen es dazu gibt und die Innovationsfreude der Verpackungsindustrie lässt auf einige weitere Varianten hoffen. Bis dahin sollte man als Weintrinker überlegen, für welchen Anlass man Weine kauft. Für den schnellen Trinkgenuss spielt der Verschluss eine untergeordnete Rolle. Und für die großen Kellerkinder ist man mit der altmodischen Korkvariante halbwegs auf der sicheren Seite.