Im Interview: Ina Wihler - Teil 1

Wir haben jetzt auch Weine einer tollen Winzerin vom Kaiserstuhl bei uns im Sortiment. Ina Wihler macht ihre Weine in der sonnigsten Ecke Deutschlands, in Ihringen am Kaiserstuhl. Das Wetter hat sich offensichtlich auch auf ihr Gemüt und ihre Weine „niedergeschlagen“ – sie machen richtig gute Laune. Wir haben uns mit ihr über ihre Philosophie und ihre Arbeit im Weinberg unterhalten. Dabei hat Ina so euphorisch erzählt, dass wir gleich zwei Teile aus dem Interview machen. Der erste stellt eher das Weingut an sich vor. Im zweiten geht es mehr um Ina persönlich. Viel Spaß beim ersten Teil!

 

Wie lange gibt es das Weingut Wihler?

 

Das Weingut Wihler in der heutigen Form mit eigens produzierten Weinen gibt es seit 2016. Davor hatte die Familie Wihler einen produzierenden Betrieb mit eigenen Trauben, die im kleinen Umfang für den Hausgebrauch verarbeitet wurden. Der Großteil wurde aber an die örtliche Weingenossenschaft abgegeben.

 

Was zeichnet eure Region aus, bezogen auf Wein?

 

Das Gebiet rund um den Kaiserstuhl ist ein Mittelgebirge vulkanischen Ursprungs mit Verwitterungsgestein und Lös-Lehm-Böden, die sehr kalkhaltig sind. In Deutschland gibt es nicht viel vulkanisches Gestein und auch weltweit wächst nur etwa 7% der Weine auf Vulkangestein. Das macht die Region zu einer Besonderheit. Vulkanisches Verwitterungsgestein verleiht den Weinen viel Extrakt, sowie eine komplexe, tief strukturierte Mineralität. Außerdem ist das hier natürlich die sonnigste Ecke Deutschlands.

 

Wie hoch liegt das Weingut bzw. die Weinberge?

 

Der Kaiserstuhl ist nicht hoch. Der höchste Punkt liegt hier bei 559 Metern. Unsere Hänge liegen auf circa 300-400 Metern.

 

Wie viel Hektar bewirtschaftet Ihr?

 

Wir haben drei Hektar Fläche. Das klingt jetzt nicht viel, ist aber für einen Familienbetrieb, der alles komplett alleine bearbeitet doch schon einiges. Vor allem nicht zuletzt deswegen, weil wir sehr viel ausprobieren, auch einige Obstbäume haben und Gemüse anpflanzen. Da ist immer was zu tun. Aber das ist ja auch der große Spaß.

 

Welche Rebsorten baut ihr an?

 

Wir haben viele verschiedene Rebsorten aufgrund der langen Geschichte. Schon meine Urgroßeletern haben ja Reben gehabt. Von ihnen haben wir zum Beispiel Silvaner. Ansonsten haben wir Chardonnay, Weißburgunder, Grauburgunder, Muskateller, Pinot Noir und Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot, die wir auch für den gemischten Satz nutzen. Dann haben wir noch Müller-Thurgau, den wir für unseren Pet Nat verwenden.

 

Wie alt sind eure Rebstöcke?

 

Ach wir haben schon auch viel neu gepflanzt, aber es gibt auch Reben, die 40-60 Jahre alt sind.

 

Wie steht ihr zu PIWIs?

 

PIWIs probieren wir auch gern aus. Auch wenn der Cabernet Blanc einen geringeren Ertrag hat. Das Tolle ist, dass man da viel weniger machen muss. Keine Laubarbeiten. Keinen Pflanzenschutz. Obwohl wir sowieso nur minimal Kupfer sprühen, wenn es nicht anders geht. Aber es ist trotzdem was anderes, zu wissen, dass an die Reben überhaupt nichts anderes kommt. Deshalb nutzen wir die Flächen an den PIWIs auch zum Anbau von Gemüse und Obst. Wir haben zum Beispiel Kartoffeln dort in der Erde und Johannesbeersträucher zwischendrin. Bei den PIWIs betreiben wir die Flächen nach der Lehre der Permakultur. Dieses Zusammenspiel der Pflanzen ist wunderbar. In Zukunft möchten wir noch Muscaris dazunehmen.

 

Welche Erfahrung habt ihr mit den natürlichen Präparaten, welche verwendet ihr hauptsächlich?

 

Wir machen Hornmist selbst. Dafür haben wir Kuhmist von Freunden aus dem Schwarzwald bekommen, weil es hier vor Ort kaum Viehhaltung gibt. Im Gegenzug haben sie von uns den Beschnitt der Reben zum Bau eines Zauns für ihre Kuhweide bekommen. Dieses Geben und Nehmen gefällt mir sehr gut. Wenn der Hornmist fertig ist wollen wir Hornkiesel herstellen. Außerdem funktionieren die Tees sehr gut für uns und wir verwenden Kompostpräparate. Wie schon angedeutet, kümmern wir uns viel um Begrünung und die Durchmischung der Pflanzenwelt. In allem spiegelt sich der Kreislaufgedanke wider, der mir ganz besonders wichtig ist. Nach Außen möchten wir das auch mit dem Biosiegel und im nächsten Schritt mit EcoVin und Demeter deutlich machen.

 

Welchen klimatischen Vor- oder Nachteil habt hier am Weinberg?

 

So toll es ist, in der sonnigsten Ecke Deutschlands zu wohnen - für den Weinbau hat es den Nachteil, dass sehr fette, säurearme Weine entstehen können. Die sind halt dann etwas unelegant. Zudem muss man Wasser zuführen, wenn die Reben auf allzu felsigem Untergrund stehen. Außerdem fühlt man sich hier schon manchmal etwas ab vom Schuss und provinziell. Es gibt halt eine lange, sehr von Tradition geprägte Geschichte. Die Genossenschaftsstruktur, die hier weit verbreitet ist, führt zu viel Konservativismus. So kommen neue Entwicklungen recht spät an. Durch die Flurbereinigung sind leider auch einige Arten weggefallen. Früher gab es eine bunte Mischung an Vieh, Ackerland, Kräutern und so weiter. Jetzt ist es alles viel einheitlicher und vom Wein geprägt. Das ist ein bißchen schade. Wir versuchen deshalb auf unseren Flächen die Vielfalt zu leben und eine artenreiche Flora und Fauna zu ermöglichen.

 

Was zeichnet eure Weine aus?

 

Unsere Weine entstehen nach den Ideen der Naturweinherstellung, wenn auch nicht ganz so strikt wie es manche machen. Wir wollen den Weinen nichts wegnehmen und nichts zuführen. Sie sollen so natürlich wie möglich entstehen. Sie sind nur grob filtriert, wenig bis gar nicht geschwefelt, spontan vergoren...es kommen also keine Reinzuchthefen zum Einsatz und wir greifen nur in den Wein ein, wenn es unbedingt nötig ist. Das heißt für die Arbeit im Keller sehr genaues Hinschauen, viel verkosten und ganz nah am Prozess bleiben. Wir haben auch Weine, die komplett unter dem Etikett Natural Wine laufen. Wenn wir aber merken, da läuft was nicht nach unseren Vorstellungen schauen wir den Entwicklungen nicht einfach zu.

 

So viel erstmal im ersten Teil des Interviews. Lest nächste Woche mehr zu Ina und wie sie ihre Philosophie im Weingut Wihler umsetzt. Wenn ihr euch bis dahin die Zeit mit ihren Weinen vertreiben wollt, schaut mal in unseren Shop!