Interview mit dem Winzer Torben Bosse vom Demeter Weingut Fuchs-Jacobus

Heute stellen wir euch ein Deutsches Weingut vor – Fuchs-Jacobus.

 

Das Demeter zertifizierte Weingut liegt etwas ausgesiedelt in einem Seitental des Nahetals in der Rheinland-Pfalz nahe dem Hunsrück.

 

Der Hunsrück zählt zum deutschen Mittelgebirge und ist Teil des Rheinischen Schiefergebirges. Die höchste Erhebung mit 816m Höhe ist der Erbeskopf. Das Nahetal hat seinen Namen von dem gleichnamigen Fluss - der Nahe. Die nach 125 Flusskilometer in den Rhein mündet. Die Region ist ein bekanntes deutsches Weinanbaugebiet und verfügt über 4150 Hektar Anbaufläche. Durch das Tal führt eine Weinstraße, die bei Bingen auf einen etwa 130 km langen Rundkurs durch das Weinanbaugebiet führt und somit die umliegenden 35 Weindörfer verbindet.

 

Das Weingut liegt ausserhalb von Schweppenhausen, dies ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Bad Kreuznach. In der Region hat der Weinbau eine jahrhundertealte Tradition. Die Landschaft rund um Schweppenhausen ist sanft hügelig, viel Wald und Wiesen wechseln sich zwischen den Weinanbaugebieten ab und prägen somit die Region. Eingerahmt von Obst- und Nussbäumen liegt das Gut direkt am sogenannten Steyerberg.

 

Im Laufe der Jahre hat die Familie Jacobus ihre flachen Anbauflächen in Hangflächen getauscht und dafür wurden sie damals sehr belächelt. Mittlerweile haben Sie aus dem Steyerberg ein komplett zusammenhängendes Steilhang-Weingut geschaffen. Dadurch ist die größte zusammenhängende Demeter Steilhangrebfläche in Deutschland entstanden. Mit zahlreichen Auszeichnungen zählt das Weingut Fuchs-Jacobus jährlich zu den erfolgreichsten Demeter Weingütern Deutschlands. Für den Erfolg verantwortlich ist ein Team aus Marlene & Wilfried Jacobus, Sybille Nickel und vor allem Thorben Bosse. Wie der Jungwinzer Thorben zum Weingut Fuchs-Jacobus kam und viele weitere Fragen, hab ich Ihm in einem Interview gestellt:

 

Wie lange gibt es das Weingut Fuchs–Jacobus?

Thorben: Wir hatten letztes Jahr 40 jähriges Jubiläum des Weinguts Fuchs-Jacobus, wobei es das Weingut Fuchs-Jacobus seit 30 Jahren am Steyerberg gibt. Die Familie Jacobus blickt auf insgesamt 400 Jahre Weingeschichte, -tradition und -erfahrung zurück.

 

Wieso der Name Fuchs-Jacobus?

Es handelt sich hier um die Nachnamen der Senior Chef´s Marlene Fuchs und Wilfried Jacobus. Beide stammen aus Winzerfamilien und haben für ihr gemeinsames Weingut beide Familiennamen verwendet. Beide elterlichen Güter und Weinberge gibt es mittlerweile nicht mehr und somit lebt die Tradition im neuen Betrieb weiter.

 

Welche Berufsausbildung hast du?

Ich habe Weinbau studiert und war dann in ganz unterschiedlichen Weingütern angestellt. In Deutschland war ich am Bodensee, in der Pfalz und an der Saar. Sogar ein halbes Jahr in Australien war ich in einem Weingut. Ich habe ganz unterschiedliche Sachen und Dinge erlebt, gesehen und sehr viel gelernt. 

 

Was zeichnet eure Region aus, bezogen auf Wein?

Da wir eher in einem Seitental der Nahe liegen, sind wir der Temperatur wegen, mit der Weinlese im Schnitt 10-14 Tage später dran. Was heutzutage eher ein Vorteil ist. In unserer Region wird ausserdem viel Burgunder angebaut. Da es ganz unterschiedliche Böden gibt, sorgt das für abwechslungsreiche Ergebnisse.

 

Wo bist du aufgewachsen, auch auf einem Weingut?

Ich bin im Harz aufgewachsen, ich komme eher aus einer land- & forstwirtschaftlichen Familie, mein Vater ist Förster. Aber irgendwie war das etwas zu langweilig für mich, das dauerte mir alles zu lange. Als Winzer habe ich eine gute Mischung für mich gefunden. Zum einen der Wein mit seinen vielen Möglichkeiten und zum anderen die Landschaftspflege, dass ist das was mich an diesem Beruf fasziniert und begeistert.

 

Seit wann bist du bei Fuchs–Jacobus?

Ich bin 2017 auf das Weingut gekommen und fühle mich sehr wohl hier.

 

Wie hoch liegt das Weingut bzw. die Weinberge?

Wir sind am oberen Ende der Region. Das Weingut liegt auf 270m und die Weinberge liegen auf 230-290 m ü.M..

 

Wie viel Hektar bewirtschaftet Ihr?

Ungefähr 16 Hektar Weinbau und 16 Hektar Streuobstwiesen und Wälder.

 

Welche Rebsorten baut ihr an?

Riesling, Weiß- und Grauburgunder, Gewürztraminer, Cabernet Blanc, Spät- und Frühburgunder, Regent, Faberrebe, Silvaner, Pinot Noir.

 

Wie alt sind eure Rebstöcke?

Zwischen Junganlagen aus dem letzten Jahr und 60 Jahre alten Weinbergen ist alles dabei.

 

Wie steht ihr zu PIWI´s?

PIWI´s sind pilzresistente Züchtungen und ich glaube, dass das auf jeden Fall die Zukunft sein wird, momentan muss ich allerdings auch sagen, dass ich die Züchtungsansätze nicht immer verstehe und nachvollziehen kann. Die Züchtungsergebnisse reichen momentan noch nicht aus um bestehende Sorten zu ersetzen. Da die alten Sorten noch einer viel besseren Qualität und vor allem Individualität entsprechen, deswegen ist das alles noch sehr ausbaufähig aber interessant.

 

Wieso die Grad Bezeichnung auf den Flaschen?

Auf jeder Weinsorte steht die jeweilige Hangneigung des Weinbergs.

 

Seit wann ist das Weingut Demeter zertifiziert?

Seit 1992 ist das Weingut Demeter zertifiziert. Vorher war es bei Demeter nicht möglich. Die Familie Fuchs- Jacobus arbeitet aber bereits seit 30 Jahren biodynamisch und Sie haben somit einen wesentlichen Teil zur Entwicklung in diese Richtung beigetragen. Von ihren Erfahrungen profitiere ich sehr.

 

Haltet ihr selber Tiere auf dem Weingut?

Momentan noch nicht. Wir haben es allerdings vor und sind auf der Suche nach einem geeigneten Mitarbeiter, der die Arbeit im Weinberg beherrscht und sich der Tierhaltung widmet. Geeignete Grünflächen haben wir bereits erworben. Eine Schaf- oder Rinderhaltung, wäre das was wir uns vorstellen. Schon wegen dem Mist, der für die Kompostbereitung unersetzlich ist. Das muss gut überlegt sein und braucht Zeit.

 

Welche Erfahrung habt ihr mit den Präparaten, welche verwendet ihr hauptsächlich oder habt damit besonders gute Erfahrungen?

Sehr gute. Ich war anfangs sehr skeptisch und kannte diese Arbeitsweise nicht. Der Erfolg und die positive Entwicklung der Pflanzen nach Zugabe der Präparate ist erstaunlich und spricht für sich. Wir verwenden hauptsächlich Hornmist und Hornkiesel. Hornmist wird bei jeder Bodenbearbeitung ausgebracht. Hornkiesel wenden wir immer zwei Wochen vor der Blüte und im August an; direkt auf die Rebstöcke, er regelt hervorragend den Wasserhaushalt und reguliert die Pflanze im Wuchs. Mit Teeauszügen arbeiten wir weniger.

 

Stellt ihr die Präparate selbst her?

Wir stellen unseren Kompost, selbst her. Pferdemist, Weinbergsabfälle und Hefen aus dem Weinkeller ergeben für uns eine gute Basis für unseren Kompost. Die Präparate werden in Kooperation mit anderen biodynamischen Betrieben erarbeitet und ausgetauscht. Die Hörner erhalten wir von einem befreundeten biodynamischen Rinderhof.

 

Wie wird der Wein hauptsächlich bei Euch weiterverarbeitet?

Wir machen alles. Spontan Vergärung, ungeschönt, filtriert, teilweise filtriert und unfiltriert.

 

Was hältst Du von Orange- oder Naturalweinen?

Sehr facettenreich und spannend. Mir persönlich macht das wahnsinnig großen Spaß in diesem Bereich zu experimentieren und finde es viel spannender als klassische Weine. Im Jahr 2003 füllten wir den ersten schwefelfreien naturtrüben Wein in kleineren Mengen ab.

 

Welchen deiner eigenen Weine favorisierst Du persönlich?

Ich bevorzuge trockene Weine mit viel Säure. Wobei man sagen muss, dass es sehr abhängig ist, was ich dazu esse.

 

Welchen deiner Weine empfiehlst du für die Sommerzeit zu gegrillten Speisen?

weiss: Pet Nat (was frisches, fruchtiges, spritziges)

rot: Frühburgunder (serviert in einem großen Glas, relativ kühl trinken und warm werden lassen – dabei auf die Geschmacksentwicklung achten)

rosé: unseren feinherben Rosé

 

Experimentierst Du gerade etwas besonderes im Weinkeller?

Ja im Orange und Pet Nat Bereich außerdem finde ich die Ganztraubenvergärung im Rotweinbereich sehr spannend, wobei das steht und fällt mit der Verholzung und ist nicht jedes Jahr möglich.

 

Wie viel Thorben steckt mittlerweile in deinen Weinen?

Ungefähr 50% im Weißweinbereich, in der Richtung habe ich stilistisch schon einiges verändert ist aber natürlich immer ausbaufähig. Im Rotweinbereich sind es 60-80%. Wilfried und ich arbeiten ja auch in allen Bereichen zusammen, wäre ja verrückt 40 Jahre Erfahrung einfach zu ignorieren.

 

Was macht dir an deiner Arbeit als Winzer besonders Spaß?

Das faszinierende im Weinbau ist, dass es jedes Jahr neue Bedingungen sind. Durch das Wetter werden wir immer wieder vor neue Aufgabe gestellt und das macht es so spannend mit Wein zu arbeiten.

 

Gibt es eine Leidenschaft/Hobby neben der Winzerei?

Nein, ich bin durch und durch Winzer, wenn im Keller mal was nicht klappt, gehe ich gerne in den Weinberg, das entspannt mich. Ansonsten bin ich gerne bei meiner Familie.

 

Ein Leben ohne Wein ist denkbar, aber....?

…ziemlich sinnlos... Leben ohne Genuss ist Quatsch...(lacht).

 

Welches Lebensmittel ist Dir genauso wichtig wie Wein?

Es gibt zwei Sachen, Kaffee und Fleisch. Ich mache regelmäßig eine Kaffeepause und nehme mir so für mich ein paar Minuten Auszeit, da muss es unbedingt guter Kaffee sein. Außerdem ist mir bei Fleisch die Herkunft und natürlich die Qualität sehr wichtig!

 

Welche Lebensweisheit hast du durch Wein erlangt?

Man kann nichts erzwingen und ab und zu geht einfach mal was schief!

 

Was ist dein nächstes Ziel?

Dass ich nächstes Jahr tolle Weine habe, die mich begeistern! 

 

Vielen Dank Thorben für das tolle Interview.

Wir wünschen Dir, deiner Familie und natürlich deinem Team alles Gute! Cheers!! bis bald...

 

Demeter Weingut Fuchs-Jacobus

Hof Steuert

55444 Schweppenhausen/Nahe

www.fuchs-jacobus.de

 

Hier geht es zu den Weinen vom Weingut Fuchs-Jacobus.