Pet Nat – der neue, blubbernde Trinkspaß

Pet Nat ist die Abkürzung für Pétillant Naturel und heißt so viel wie natürlich perlend. Damit stecken die zwei wichtigsten Eigenschaften schon im Namen. Es ist ein Naturwein, bei dem auf natürliche Art und Weise Kohlensäure entstanden ist und somit ein prickelndes Trinkerlebnis bietet. Pet Nat ist eine weitere, sehr spannende Variante im verschlungenen Urwald von Perl- und Schaumweinen, in dem man schnell mal den Überblick zwischen Sekt, Crémant, Frizzante, Prosecco und co verliert. Nun also auch noch Pet Nat. Doch was unterscheidet ihn von all den anderen?

 

Die größte Besonderheit ist, dass Pet Nat auf Basis eines noch nicht zu Ende vergorenen Naturweines gemacht wird. Der Wein wird mitten in der Gärung auf Flasche gezogen und gärt dort, unter Luftabschluss weiter. So entsteht die Kohlensäure, die ihn blubbern lässt. Je nachdem wie viel Restzucker im gärenden Wein enthalten war entsteht mehr oder weniger Kohlensäure. Viel Restzucker wird von den im Wein vorhandenen Hefen zu viel Kohlensäure verstoffwechselt und lässt ihn zu Schaumwein werden. Weniger Restzucker führt zu nur leichter Perlage und damit zu Perlwein.

 

In jedem Fall handelt es sich aber um einen kohlensäurehaltigen Wein, dem weder vor noch bei der Abfüllung in Flaschen Hefen oder sonstige Schönungsmittel hinzugegeben werden. Der Wein kommt so wie er ist auf die Flasche und verrichtet seine natürlichen Prozesse. Im Gegensatz zu Schaumweinen oder Champagner, die mit der Méthode Traditionelle vinifiziert werden, wird beim Pet Nat kein zusätzlicher Zucker und keine zusätzliche Hefe hinzugegeben, um die Kohlensäurebildung zu fördern.

Die Flaschengärung ist beim Pet Nat auch keine zweite Gärung (eines zuvor vergorenen Weines, der durch Hefe und Zucker wiederbelebt wird), sondern die Weiterführung der ersten Gärung unter veränderten Bedingungen. Häufig wird Pet Nat aus maischevergorenem Wein hergestellt. Dann lässt der Winzer den Traubensaft nach dem Einmaischen zusammen mit Haut, Fruchtfleisch und Kernen vergären, presst ihn also nicht ab.

Wenn zudem nach der Flaschengärung auch noch das Hefedepot in der Flasche behalten wird, entstehen spannende Noten von Brioche oder süßem Hefezopf, die dem fertigen Pet Nat noch mehr Tiefe verleihen. Das Hefedepot bietet außerdem zusammen mit der Kohlensäure Schutz vor Alterung des Pet Nat und macht eine zusätzliche Schwefelung unnötig. Ein weiterer Punkt, der der Natürlichkeit des Pet Nat in die Hände spielt. Durch die verbleibende Hefe ist der Pet Nat dann oft trüb.

 

Für die Herstellung des Pétillant Naturel gibt es keine festgeschriebenen Regelungen. Es bedarf also viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl, einen wirklich guten Pet Nat hervorzubringen.

Die Vielfalt reicht dadurch jedoch von leicht moussierend bis zu kräftig sprudelnd, von geringer Restsüße bis zu knochentrocken, von kantig deftigen Nuancen bis hin zu feiner, vielschichtiger Aromatik.

Pet Nat ist immer wieder anders, von Winzer zu Winzer, von Flasche zu Flasche und für Entdeckungsfreudige ein weites, spannendes Feld.

 

Die Entstehung geht der Sage nach wie so oft auf einen „happy accident“ zurück, einem Fehler also der zu etwas gutem Neuen führte. Wenn auch nicht eindeutig bewiesen, so wird zumindest immer wieder Folgendes erzählt: Christian Chaussard, einer der Begründer der französischen Naturweinszene, wollte Mitte der 1990er eigentlich einen stillen, restsüßen Weißwein, einen Vouvray Chenin, herstellen. Vor dem Abfüllen hatte er ihn, ganz nach Naturwein-Manier, nicht filtriert und der Wein begann noch mal zu gären. Nach dem ersten Schreck war Chaussard vom Ergebnis so positiv überrascht, dass er ihn nicht nur selbst genoss, sondern unter dem Namen Pétillant Naturel auch verkaufte. Die mittlerweile weltweite Pet Nat Szene, die von Skandinavien bis Japan reicht, hat ihren Ursprung also im romantischen und von der klassischen Champagnerherstellung geprägten Loiretal.

 

Die Anfänge des Schaumweins liegen freilich deutlich weiter zurück. Im Frankreich des 16. Jahrhunderts war seine Entstehung eine naturgegebene Folge fehlender Kühlmöglichkeiten. Die Gärung der Weine verfiel in den kalten Monaten in den Winterschlaf und nahm bei steigenden Frühlingstemperaturen wieder Schwung auf. So kam der „Sprudel“ in die Flaschen und schäumende Weine waren geboren. Der Pétillant Naturel ist also eine moderne Interpretation der traditionellen und sehr natürlichen Méthode Ancestrale aus dem 16. Jahrhundert. Das Spielen mit den natürlichen Vorgängen der Fermentierung oder die Entscheidung über den richtigen Zeitpunkt des Abfüllens in die Flasche, erfordern eine Menge an Experimentierfreude und Erfahrung des Winzers. Und experimentierfreudig sollte auch der Genießer sein. Denn der Flascheninhalt kann immer wieder anders schmecken und mal mehr, mal weniger Kohlensäure enthalten. Pet Nat ist ein unkonventioneller Begleiter für gesellige Runden, die Spaß am gemeinsamen Entdecken eines kleinen Überraschungspakets haben. Für Genießer mit interessierter Offenheit verspricht Pet Nat sehr viel Trinkfreude.

 

Auch Wein-Danke hat einige Pet Nats im Angebot. Um sich mal hinein zu schmecken empfehlen wir:

Fuchs Jacobus Pet Nat

Josef Alto Minico

Nigl.com Pet Nat #3

Claus Preisinger Ancestral

Michael Gindl Bubbles